Auch wenn es erstmal brutal aussieht, ist das eine ganz gezielte Artenschutzmaßnahme. Auf trockengelegten Moorflächen wachsen junge Birken, Faulbäume oder Brombeersträucher sowie standortfremde Gehölze, beispielsweise Thuja oder Ziergehölze aus ehemaliger Gartennutzung, die eigentlich nicht typisch sind. Bäume entziehen den Moorflächen Wasser und tragen damit zur Zerstörung des Moores bei. Deshalb müssen auch Bäume entfernt werden, die der Laie für standortgerecht einstuft.
Ziel ist der Schutz stark isolierter Vorkommen von gefährdeten Moorarten und -lebensräumen in der Niedermoorachse Erdinger-Freisinger-Dachauer Moos. Es sollen nicht nur die einzelnen Populationen gestärkt, sondern auch der Anteil von artenreichen niedermoortypischen Lebensräumen gesteigert werden. Es ist jedoch nicht geplant sämtliche Gehölze zu entfernen. Vielmehr soll ein strukturreiches Mosaik mit viel Offenlandschaft, das von Säumen und bewaldeteren Bereichen unterbrochen wird, entstehen. Entlang der gesamten Moorachse wird die Verbundsituation verbessert, damit ein genetischer Austausch über große Distanzen und zwischen den Schutzgebieten möglich ist.
Alle Aktivitäten werden naturschutzfachlich von Experten geplant und mit den Behörden abgestimmt. Die Arbeiten auf den Flächen im Moos finden daher in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck statt. Sie bewerten und genehmigen die geplanten Pflegemaßnahmen. Dabei werden selbstverständlich alle gesetzlichen Vorgaben aus Nicht-Artenschutzbereichen wie der Schutz von Bäumen oder Wäldern mit einbezogen.
Der „zufällige“ (Sukzession), kleingärtnerische oder forstliche Aufwuchs bietet nur für eine begrenzte Anzahl an Arten Lebensraum, die häufig nicht unter Schutz stehen, da sie anpassungsfähiger sind und denen (wie beim Beispiel Wald) ausreichend Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Daher wird hier abgewogen, wie groß der Nutzen im Vergleich ist. Die früher typischen gehölzarmen, sonnigen Flächen mit mageren Feuchtwiesen gehören EU-weit zu den bedrohtesten Lebensräumen überhaupt und beheimaten wertvolle Arten, die anderswo keine neue Heimat finden. Denn nur noch ganz wenige Gemeinden in Bayern verfügen über intakte Niedermoorflächen – eine besondere Seltenheit!
Artenreiches Grünland ist in Deutschland der am stärksten gefährdete Lebensraum: Rund 96 % der ursprünglichen Flächen sind bereits durch Intensivierung oder Besiedlung verschwunden. Die letzten Reste müssen daher unbedingt erhalten und erweitert werden. Auch rechtlich stehen wir in dieser Verantwortung: Der unzureichende Erhalt von artenreichen Mähwiesen in FFH-(Fauna-Flora-Habitat-)Gebieten beispielsweise wurde bereits von der EU-Kommission angemahnt und kann über Strafen wegen der Nicht-Einhaltung europäischer Gesetzgebung bis zu 1 Millionen € / Tag kosten!
Fast alle in den Wäldern des Maisacher Mooses vorkommenden Arten sind in der Region keine Seltenheit. Außerdem werden immer auch größere Waldflächen im Maisacher Moos bestehen bleiben, in denen die Wald-arten genügend Lebensraum finden. Rehe beispielsweise profitieren, denn eigentlich leben sie in Offenland und haben sich nur wegen der großflächigen Aktivitäten von uns Menschen in die Wälder zurückgezogen. Dasselbe gilt für Fasane, die sich zum Teil zwar in Wäldern aufhalten, sich in strukturreichen Offenlandschaften aber wohler fühlen. Außerdem sind sie hier nicht heimisch, sondern nur zu Jagdzwecken eingeführt worden.
Das ehemalige Maisacher Moos (Palsweiser und Fußbergmoos) war früher ein großes und artenreiches Niedermoor. Durch Entwässerung und Nährstoffeinträge (aus Luft und Landwirtschaft) hat sich die Landschaft verändert, ohne Nutzung verbuschen viele Flächen oder es wurden Gehölze zur Ernte gepflanzt. Wegen des hohen Wasserstandes sind Moore aber eigentlich weitestgehend baumfrei und im Laufe der letzten Jahrzehnte ging das eigentliche Landschaftsbild verloren.
Tatsächlich ist Moorschutz vielen Institutionen und Personenkreisen wichtig. Das Öffnen verbuschter Flächen und die Anhebung des Wasserstands sind wichtige Beiträge zum Klimaschutz. 2018 hat Bayern einen Masterplan Moore beschlossen, der unter anderem die Renaturierung von Mooren als Teil des Klimaprogramms 2050 der Staatsregierung vorsieht. Die Bundesregierung der großen Koalition hat im September 2021 die Nationale Moorschutzstrategie veröffentlicht und betont darin die immense Bedeutung intakter Moore für Arten- und Klimaschutz: „Rund sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen entweichen aus entwässerten Moorböden. Durch die Entwässerung ist auch die für Moorgebiete typische Artenvielfalt stark bedroht. Daher ist ein ambitionierter Moorschutz wichtig: für Klimaschutz und Biodiversität, für die Klimaanpassung und für eine nachhaltige Landwirtschaft.“
Durch die Entwässerung und die darauffolgende Verbuschung sind in den letzten Jahrzehnten viele Moorarten und -wiesen verschwunden. Doch nicht nur die Moorlebensräume brauchen Wasser, auch der Klimaschutz erfordert das: so bleibt der Torf erhalten, als Grundlage für Kohlenstoff- und Wasserspeicherung. Seit über 10.000 Jahren entziehen die Pflanzen im Moor der Atmosphäre Kohlenstoff, der bei hohem Wasserstand nicht abgebaut und als Torf gebunden wird. Die mehrere Meter dicken Torfschichten speichern gewaltige Mengen Kohlenstoff und halten bei Regen wie ein Schwamm Wasser zurück.
In Moorwäldern sind nur ganz bestimmte Baumarten heimisch. Der aktuelle Bestand ist auf den trockengelegten Flächen gewachsen und würde mit nassen Füßen nicht bestehen. Außerdem fehlt uns durch Entwässerung und die Extremwetterlagen im Klimawandel in der Regel ausreichend Wasser für ein richtiges Moor. Bäume verdunsten das vorhandene Wasser noch zusätzlich, und das in hohem Maße. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Flächen, auf denen Bäume entfernt wurden, später nasser sind als zuvor – und damit wertvoller für Moor- und Klimaschutz.
Um freie Flächen zu schaffen werden als erstes die Gehölze entfernt. Damit eine langfristige Pflege als Offenland möglich ist, wird im Anschluss der Boden gefräst, da die meisten Gehölze sonst schnell wieder austreiben und sich wieder ausbreiten würden. Manchmal werden eigens Samen oder das Mahdgut von anderen, bereits wertvollen Flächen ausgebracht, um eine artenreiche Feuchtwiese zu schaffen. Oft wird aber nur regelmäßig gemäht, um die Flächen abzumagern (seltenere Arten werden so durch den geringen Nährstoffgehalt gefördert) und die Pflanzen und Tiere siedeln sich von benachbarten Flächen aus automatisch an. Bis sich die typischen Arten etabliert haben dauert es mitunter mehrere Jahre. Daher ist es so wichtig, diese Maßnahmen jetzt umzusetzen, bevor der Verlust der Artenvielfalt noch weiter voraschreitet.